Am 5. April 2025 jährt sich zum ersten Mal der Brandanschlag auf die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg. Vor einem Jahr wurde an einem Freitagnachmittag, am hellichten Tag und nur einige Stunden vor dem Shabbatgottesdienst, ein Brandsatz auf die Synagoge in der Leo-Trepp-Straße geworfen. Glücklicherweise konnten die Hausmeister eines benachbarten Kulturzentrums eine Ausbreitung des Feuers verhindern, wodurch keine Menschen verletzt wurden.
Erst durch die Thematisierung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ konnte der 27-jährige mutmaßliche Täter am 24. Januar diesen Jahres ermittelt werden. In der Presse wird über den 27-Jährigen aus Vechta ausschließlich berichtet, es handle sich um einen psychisch Erkrankten, der keinerlei politisches Motiv gehabt habe. Das ist jedoch völlig absurd angesichts der Tatsache, dass er sich ausgerechnet eine Synagoge als Anschlagsziel aussuchte. Denn dadurch stellt der Anschlag in erster Linie eine antisemitische Handlung dar und keine psycho-pathologische. Einen antisemitisch motivierten Mordversuch ausschließlich als Konsequenz einer individuellen psychischen Erkrankung abzustempeln, verkennt den Vernichtungsdrang, der allen Antisemit*innen innewohnt.
Wir fordern ein Ende eines solch ignoranten Umgangs mit antisemitischen Verbrechen! Diese müssen endlich ernst genommen und als solche benannt werden!
Ein Jahr nach dem Brandanschlag sind wir immer noch entsetzt und wütend! Der Anschlag ist trauriger, beschämender und erzürnender Ausdruck eines sich seit anderthalb Jahren verschlimmernden antisemitischen Klimas in Oldenburg und weltweit.
Seit dem antisemitischen Pogrom der Hamas vom 7. Oktober 2023 und dem Beginn des israelischen Militäreinsatzes zur Selbstverteidigung fühlen sich Antisemit*innen jeglicher politischer Couleur in ihrem Hass bestärkt.
Global haben die Häufigkeit und die Intensität der Angriffe auf Jüdinnen*Juden ein mehr als erschreckendes Ausmaß angenommen. Der Brandanschlag auf die Synagoge stellt eine neue und in Oldenburg seit 1945 nicht dagewesene Dimension antisemitischer Gewalt dar.
Sie entsteht jedoch nicht aus dem Nichts heraus, sondern hat einen gesellschaftlichen Nährboden. Daher muss der Kampf gegen Antisemitismus bereits ansetzen, bevor er in offene Gewalt umschlägt und sich in Form eines Vernichtungswillens manifestiert.
Angriffe auf Jüdinnen*Juden sowie das jüdische Leben insgesamt sind keine Einzelfälle. Unabhängig davon, in welcher Form Antisemitismus auftritt, ist eines klar: Am Ende sind immer Jüdinnen*Juden gemeint, und sie sind es auch, die er trifft. Das hat der Anschlag auf die Synagoge erneut mit erdrückender Gewissheit vor Augen geführt.
Erinnert mit uns an den Anschlag und zeigt eure Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg!
Gegen jeden Antisemitismus und Antizionismus!
Solidarität mit Jüdinnen*Juden!